entschleunigung | zu meiner fotografie

die anfänge meiner arbeit in den 1980er jahren fallen noch in die zeit der analogen
fotografie. es war meine absicht, personen, orte und ereignisse zu dokumentieren.

die begegnung mit der digitalen fotografie im jahr 2004 ermöglichte mir einen ganz
neuen ansatz: die unmittelbare kontrollierbarkeit, die möglichkeit, am computer
selbstständig einzugreifen, ohne einen dienstleister in anspruch zu nehmen, entfesselte
eine bislang ungekannte lust am experimentieren. das manipulieren, retuschieren und
abstimmen am bildschirm durchbrach eine barriere zwischen mir und dem bild. es war
die befreiung vom zwang das einmal geschaffene bild so wie es war entweder zu
akzeptieren oder zu verwerfen. das digitale foto wurde für mich zum ausgangsmaterial
für das spätere arbeitsergebnis.

meine absicht ist es, einen fast zärtlichen blick auf alltägliches, wie straßen, sportplätze,
hochhäuser, u-bahnen zu werfen, auf laute orte voller hektik. durch meine art der
fotografie wirkt diese städtische infrastruktur beruhigt und entschleunigt.
moderne wegesysteme erscheinen still und fast romantisch.

unschärfen, lange belichtungszeiten, über- und unterbelichtungen,
aufnahmen bei nebel, kälte, nacht und unwirtlichen jahreszeiten sind die mittel,
mit denen ich meine bildsprache umsetze.

mich fasziniert es, bilder zu machen, die jeder von uns wahrnehmen und sehen könnte
und sie im entscheidenden augenblick festzuhalten, ehe sich das gesehene verflüchtigt.

ein aktueller ansatz ist die ablichtung von spiegelungen im öffentlichen raum
in kombination mit bewegung. verschiedene zeitebenen werden so in der
zweidimensionalität einer fotografie eingefangen, wie in meinem bild vom
u-bahnhof marienplatz.

es entsteht ein neuer ereignishorizont.

florian sellmeier

<

<